Der große Nutzen von E-Autos, lokal emissionsfrei unterwegs zu sein, liegt für eine Branche besonders nah: „E-Mobilität ist für Taxis ideal“, sagen Bernd Steinkröger und Artur Krüger von der Interessensgemeinschaft Bielefelder Taxiunternehmer. Sie vertreten zwölf Betriebe, die 35 Fahrzeuge in Bielefeld im Einsatz haben.
Damit der Umstieg auf elektrisch betriebene Taxis möglich sei, sei allerdings die Unterstützung durch den Steuerzahler notwendig. So fördere beispielsweise Amsterdam die Anschaffung von E-Taxis mit 10.000 Euro pro Fahrzeug. Wollen Fahrgäste aus der Innenstadt zum Flughafen Schipol, so sei die Fahrt mit einem Elektro-Taxi vorgeschrieben. In München würde der „Besetztkilometer“ im E-Taxi mit 20 Cent zusätzlich subventioniert. „All‘ das findet in Bielefeld nicht statt“, sagt Steinkröger, der seit 35 Jahren selbstständig ist. Als Student habe er mit dem Taxifahren begonnen und „sei dann hängengeblieben“, erzählt er. Auch Krüger hat seine Begeisterung fürs Taxifahren nach dem Studium beibehalten und ist seit knapp sechs Jahren als Unternehmer auf eigene Rechnung unterwegs. Dabei hat der 38-Jährige mit Hybrid-Taxis schon Alternativen zum klassischen Diesel ausprobiert. Zwar liege der Anschaffungspreis eines Toyota Prius Plus unter denen eines klassischen Mercedes, aber „bei der Finanzierung fängt es an“. So gewähre der Stuttgarter Autobauer einen besseren Zinssatz für die Sonderfinanzierung, auch bei Volkswagen gebe es höhere Nachlässe. „In Berlin sind 40 Prozent der Taxen von Toyota, warum starten sie keine Offensive?“, verpackt er seine Enttäuschung in eine Frage. Außerdem gebe es kein Leih-Taxi für Werkstatttermine. „Dabei muss ein Hybrid doppelt so oft zur Inspektion wie ein Diesel, nämlich alle 15.000 Kilometer.“ Die Fahrleistungen seiner Fahrzeuge liege jährlich bei 80.000 Kilometer pro Auto. Positiv sei hingegen, dass bei einem Hybrid-Modell weniger Verschleiß-Kosten anfallen würden, die Bremsen länger hielten und es auch keinen Getriebeverschleiß gebe. Letztendlich hätten seine Überlegungen dennoch dazu geführt, dass er die Anzahl seiner Hybrid-Taxis von vier auf zwei reduziert habe. Insgesamt sechs Taxis sind für ihn im Einsatz.
Gegen einen rein elektrischen Antrieb spricht aus Sicht der beiden Unternehmer auch noch ein anderer Umstand: „Ein Taxi muss zwölf von 14 Schichten pro Woche besetzt sein, acht bis zehn Stunden dauert solch´ eine Schicht. Am Wochenende legen sie 300 Kilometer oder mehr pro Schicht zurück. Für ein reines E-Mobil benötigen sie dann eine induktive Lademöglichkeit oder zumindest Ladestationen an allen Bielefelder Taxiständen.“ Auch die Eichverordnung für Taxameter erschwere es derzeit, ein E-Auto als Taxi einzusetzen. „Sie sieht vor, dass nur solche Fahrzeuge zugelassen werden können, die vom Hersteller selbst als Taxi angeboten werden. Sie können werksseitig aber keine vollausgestatteten Autos bestellen“, sagt Steinkröger. Lediglich Nissan habe elektrische Taxifahrzeuge im Angebot, die über den Kooperationspartner „Intax“ ausgerüstet würden.
Die beiden Unternehmer wünschen sich, dass das Angebot an E-Taxis größer wird, ein Fahrzeug, dass mehrere 100 Kilometer Reichweite habe und dessen Kosten „vergleichbar mit einem Diesel-Modell sind“. Außerdem müsste das Netz der Ladeinfrastruktur wesentlich enger werden. Für die Taxiunternehmen nehme die Anzahl der Spezialverkehre zu, sei es beim Transport von Senioren oder Menschen mit Behinderungen. Nicht alle könnten auf den ÖPNV umsteigen, der oft als Alternative genannt werde. „In einer Großstadt wie Bielefeld ist das Taxigewerbe unersetzbar, um Mobilität zu gewährleisten“, sind die beiden überzeugt.
[Dieser Ausschnitt ist Teil eines Artikels der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Ostwestfälische Wirtschaft" des Redakteurs Heiko Stoll]